„Man muss mit der Zeit gehen, sonst muss man mit der Zeit gehen.“
Wolfgang Krause-Zwieback, Regisseur, Autor, Darsteller, Kostüm- und Bühnenbildner, Grafiker ... Freischaffend und unter Wegs

Unternehmen

Die Ursprünge von ILV-Fernerkundung GmbH reichen zurück bis in die Zeit vor der deutschen Wiedervereinigung. Gründer und heutiger Geschäftsführer Dipl.-Ing. Martin Wagner war zwischen 1988 und 1990 als Hauptabteilungsleiter Wissenschaft und Technik im damaligen Braunkohlenwerk (BKW) Borna tätig. Schon zu diesem Zeitpunkt bestanden enge Kontakte zur Akademie der Wissenschaften der DDR, insbesondere zur Gruppe Fernerkundung von Prof. Karl-Heinz Marek.

Das BKW Borna gehörte zum Braunkohlenkombinat Bitterfeld und umfasste zu dieser Zeit 21 Tagebaue und 24 Veredlungsanlagen und hatte mehr als 57.000 Beschäftigte. Im Zuge der politischen Wende wurde im Jahr 1990 aus dem Kombinat die Vereinigte Mitteldeutsche Braunkohlenwerke AG gebildet – die spätere MIBRAG. Diese übernahm den Weiterbetrieb des noch aktiven Teils des Braunkohlenbergbaus im Osten Deutschlands.

Für die Kohleindustrie der DDR hat das Jugendforscherkollektiv der Markscheiderei, welches Martin Wagner zu dieser Zeit leitete, erstmalig ein digitales fotogrammetrisches Auswertungszentrum aufgebaut. Das Zentrum übernahm fortan die zentrale Luftbildauswertung für die Tagebaue im BKW Borna.

Es folgte für ihn der Auftrag, ein CAD/CAM-System für die Tagebaue zu erarbeiten. Mit einem Budget von immerhin 4,4 Millionen Mark begann das interdisziplinäre Jugendforscherkollektiv seine Tätigkeit. Schon damals wurden Lösungen zur Datenspeicherung und -bereitstellung über Cloudlösungen sowie zur Datenübertragung über Funk- und Glasfasernetze erprobt und erfolgreich eingesetzt. Hierzu wurde vorwiegend Technik der Kombinate Carl Zeiss Jena und Robotron eingesetzt, aber auch Technologien, die mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen erarbeitet wurden.

Im Jahr 1990 gründeten die drei Ingenieure Martin Wagner, Andreas Forgber (damals Abteilungsleiter Rechentechnik im BKK Bitterfeld) und Beatrix Wagner (damalige Leiterin der Berufsausbildung zum Bergvermessungsfacharbeiter der Braunkohleindustrie der DDR) das Ingenieurbüro für Luftbildauswertung und Vermessung (ILV).

Durch eine Forschungsgruppe am Zentralinstitut für Physik der Erde (heute GFZ – Geoforschungszentrum Potsdam) um Prof. Marek wurde 1978 die erste Weltraummission der DDR mit der Multispektralkamera MKF 6 von Carl Zeiss Jena und dem Fliegerkosmonauten Dr. Sigmund Jähn betreut.

Mit der Gründung von ILV-Fernerkundung GmbH im Jahr 2001 wurden einige hochqualifizierte Mitarbeiter aus dieser Forschungsgruppe, die bis 1990 unter der Leitung von Prof. Marek in der Gruppe „Fernerkundung“ gearbeitet hatten, ins ILV-Team geholt. Zu Dr. Sigmund Jähn bestand bis zu seinem Tod im Jahr 2019 eine enge freundschaftliche Verbindung.

ILV-Fernerkundung GmbH wurde mit dem Ziel gegründet, das Unternehmensprofil des Ingenieurbüros für Luftbildauswertung und Vermessung (ILV) um die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildung vor allem auf dem Gebiet der Satellitenfernerkundung zu erweitern. Die ständige technische Weiterentwicklung und die Investition in neue innovative Technologien konsolidierten die führende Stellung von ILV-Fernerkundung GmbH auf dem Gebiet der digitalen Luftaufnahme und Weiterverarbeitung zu digitalen 3D-Modellen. Ein Meilenstein dabei war der Übergang von der analogen zur digitalen Bildflugtechnik zu Beginn der 2000er Jahre.

Seit der Jahrtausendwende ist ILV auch auf dem afrikanischen Kontinent aktiv. Der erste Auftrag kam aus Houston, Texas und umfasste die Kartierung des Bundesstaates Cross River State in Nigeria mittels Luftbildvermessung, damals noch mit schwarz-weiß Filmmaterial. Weitere Aufträge in Afrika folgten, sodass ILV auch maßgeblich in die Afrikapolitik der Deutschen Bundesregierung einbezogen wurde.

Ab 2003 setzte ILV als erstes Unternehmen das neue digitale Luftbildkamerasystem DMC der Firma Zeiss/Intergraph europaweit kommerziell ein. Die DMC basiert auf multiplen, exakt kalibrierten CCD-Arrays und ermöglicht eine sehr hohe Bodenauflösung. Die erforderliche Lagegenauigkeit bei der Akquisition und Prozessierung der Stereoluftbilder kann dadurch sehr genau eingehalten werden. Dieser wissenschaftlich-technische Fortschritt führte unter anderem auch zu einer Anzahl bedeutender Aufträge aus dem Ausland, so z.B. aus Frankreich, Belgien, Dänemark, Slowenien, Österreich, der Schweiz, Serbien, Bosnien-Herzegowina, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Griechenland, Kuwait Sierra Leona, Algerien, Libyen, Äthiopien sowie Nigeria und Ghana. Mit über 10.000 Bildflügen mit der DMC im In- und Ausland hat sich ILV ein hohes Know-how in der Luftbildvermessung erarbeitet. Sie gehört im Mittleren Osten und in Europa zu den Unternehmen mit den umfassendsten operationellen Erfahrungen.

In Deutschland ist ILV unter anderem für das Monitoring der Bergbaufolgelandschaften in der Lausitz und Mitteldeutschland mit verantwortlich und führt wöchentlich Bildflüge durch. Seit 2008 setzt ILV eine zweite weiterentwickelte DMC ein, um ihre nationalen und internationalen Bildflugaktivitäten zu erweitern.

Seit 2005 kommt bei ILV für die Produktion von exakten Höhenmodellen auch das Laserscanning-Verfahren zum Einsatz. Darüber hinaus hat ILV 2012 in ein duales Thermalkamerasystem investiert, das in Kombination mit anderen Sensoren, z.B. Laserscannern, geflogen werden kann. Seit 2015 gehört zur Ausstattung auch ein Obliquekamerasystem, welches fünf Bildaufnahmen aus fünf Blickwinkeln simultan erzeugen kann und somit die Generierung von 3D-Objekten ermöglicht.

2015 wurde die neue Generation des DMC III-Kamerasystems entwickelt und ab 2016 bei ILV im operativen Geschäft eingesetzt. Die DMC III verfügt über einen CMOS-Sensor mit 391 Megapixeln und eine mechanische Vorwärtskompensation für den Ausgleich der „Bildwanderung“. Sie erzeugt Luftbilder mit bis zu 3 cm Auflösung. Mit diesem System operiert ILV heute sehr erfolgreich, besonders wenn es sich um größere Befliegungsflächen handelt.

Die Themen Fernerkundung, Vermessung und 3D-GIS bilden bis heute die Kernbereiche der Arbeit von ILV. Aber auch auf dem Gebiet der Seevermessung arbeitet ILV seit mehreren Jahren mit eigenen Schiffen, moderner Ausrüstung und Experten. Erste bathymetrische Vermessungen (Offshore) wurden bereits von 2004 bis 2006 in Nigeria für die Nigerianische Exxon Mobil/NNPC durchgeführt. Auch auf österreichischen und deutschen Binnengewässern ist ILV regelmäßig im Einsatz. Hier kommt moderne Multibeamsonartechnik zum Einsatz, die von eigenen Booten aus bedient wird. Seit 2019 kann ILV mit Multibeam auch unbemannt messen. Das Verfahren wird in Bereichen, die nicht betreten werden dürfen wie z.B. gesperrte Tagebaurestlöcher angewendet. Dazu wird das Boot per Hubschrauber eingesetzt und dann über die Fernsteuerung bedient.

Hochmoderne GPS-Systeme wie der R10, Totalstationen wie das SX10 oder das Mobile Mapping System MX2 mit den entsprechenden Softwaresystemen runden das Vermessungsportfolio von ILV ab.